(...) Denn die zunächst aus dem Zusammenhang bildnerischer Problemstellung hervorgegangene ästhetische Wirkungsmöglichkeit der Farbform, ihre "fast haptische Qualität" und "Sinnlichkeit", Ergebnis der Verbindung von Flächenform und Farbe, erfährt innerhalb der offenen Rezeptionsform eine entscheidende Irritation und öffnet sie damit neuen Bezügen. Was wie eine Übertragung der Verhältnisse von Basis-Element und Bildfläche in einen anderen Maßstab aussieht, stellt sich für den Betrachter als "Instrument spontaner visueller Kommunikation" dar. Losgelöst aus dem System geschlossener Räume, die mit dem Etikett "Kunst" versehen sind, bleibt diese Öffnung nicht ohne Rückwirkung auf das Gezeigte. (...) Im Bildausschnitt wird, ohne interpretierend einzugreifen, eine Konzentration auf die mittig gesetzte Farbform erreicht. So verstärkt das Foto den Charakter einer offenen Modellsituation, worin das Zeichen, zumal im Kontrast zur perspektivischen Verkürzung der Raumlinien, seine relative Stelbständigkeit zu behaupten hat. (...)
Joachim Heusinger von Waldeck
Karlsruhe, 1998