Diet Sayler

(...) Saylers Vorgehen stellt sich, genauer betrachtet, ebenso unauffällig wie subversiv dar. Der Gewinn solcher Probeeinrichtungen läßt sich aus der veränderten Aufnahme scheinbar vertrauter Strukturen ableiten. Unter Torbögen, Brückenpfeilern oder auf Brandmauern angebracht, tritt die Ordnung von Strukturen mit der des Zeichens in ein konkurrierendes Verältnis ein, erweisen sich seine bildnerischen Einlassungen als Antwort der Gegenwart auf Vorgegebenes, Festgefügtes und historische Bedingtheit. Insofern sind sie auch ein Akt der Selbt-Behauptung von Kunst inmitten einer grauen Umwelt, die immer schon "besetzt" und "fertig" auftritt. Das Zeichen soll die Geschlossenheit öffnen, zumindest bewußt machen. Andererseits büßen diese Interventionen in die urbane Umwelt nicht den Rahmen überprüfbarer Zusammenhänge ein. Das Denken in "Polaritäten" erreicht indes eine neue Dimension, worin Spontaneität, Spiel und subjektive Wahrnehmung zunehmend an Raum gewinnen. (...)

Joachim Heusinger von Waldeck
Karlsruhe, 1998

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