Diet Sayler

… Ist nicht viel tiefer in der Organisation aller Strukturen die Instabilität eingeschrieben und programmiert?
Ist nicht jede Struktur Ausdruck eines dynamischen Gleichgewichtes entgegengesetzter Kräfte?
Ist nicht das Kunstwerk ein Feld antagonistischer Kräfte und Energien, die Stabilität wie Instabilität erzeugen?
Es sind gerade die Bruchstellen, Stabilität und Instabilität, die das Kunstwerk öffnen, die in der Wahrnehmung Kontinuität und Diskontinuität, also Öffnung schaffen. Instabilität ist nicht einfach Bewegung bzw. Veränderung innerhalb eines Referenz-Systems, sondern die Veränderung des Systems selbst. Instabilität ist der Ausdruck einer potentiellen Kraft, die das Konstruktive hinterfragt und es mit expressiver Spannung auflädt. Es ist gerade die Macht des Zufalls, die den Glauben an ein Weltbild nach festem Plan erschüttert.

Der konstruktiven Harmonie setzt der Zufall die Kraft der Disharmonie entgegen. Disharmonie und Instabilität sind für mich Elemente einer künstlerischen Sprache, die so gesehen einem konstruktiven Repertoire entspringen und es ergänzen. …


Diet Sayler
Nürnberg, 1993
Kat. "Basis Konzepte"
Ingolstadt, 1993

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